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Traumatherapie

 

Inhaltsverzeichnis

 

Beinhaltet jede (zielführende) Therapie auch Traumatherapie?

Natürlich biete ich Traumatherapie an. Es ist für mich einfach nur selbstverständlich, dass eine gute Therapie auch Traumatherapie beinhaltet. Wie meine geschätzte Kollegin Lidia Schladt sagt: „In der Urwunde liegt die Urkraft.“ In jedem Trauma ist sehr viel Energie gebunden, die für das Leben hier und heute fehlt. Daher fände ich es unverantwortlich, die gefrorenen Energieblöcke zu umschiffen und die Therapie nur auf Hier und Heute auszurichten. Das ist so, als würde man versuchen den vielen Eisbergen (die nur außen herum wie Eisberge aussehen und innen drin einen Energiekern haben) bewusst auszuweichen. Ganz schön anstrengend und irgendwann fährt man doch in einen rein.

Wie gehe ich da heran? Wenn sich so ein Eisberg, eine gefrorene Energie zeigt, biete ich dem Klienten an, sich damit auseinanderzusetzen. Der Weg scheint zum Trauma zu führen, also ist es dran. Was ich nicht mache, ist mich ganz bewusst und vom Kopf her auf die Suche nach einem Trauma zu begeben und alles von oben nach unten oder von unten nach oben biografisch abzuklappern. Ich bin überzeugt, dass in jedem einzelnen Menschen der wahre Weg und der entsprechende Prozess gespeichert ist. Wenn das Trauma dran ist, wird es sich zeigen. 

Woran erkennt man ein Trauma?

Trauma

Woran erkenne ich, dass sich ein Trauma zeigt? Bei Verlust- und Gewalttraumata ist es meistens überdeutlich. Die Klienten berichten, dass ihnen eine verstorbene Person präsent geworden ist (Verlusttrauma!) oder sie sich gerade an eine Gewalttat ihnen gegenüber erinnern können (Gewalttrauma!). Ich biete an, es hier und heute zu klären, und der Klient sagt Ja oder Nein. In diesen Fällen hat der Klient meistens auch bewusste Erinnerungen, die zum Trauma führen. Oder bewusste Erinnerungen kommen wieder in Form von Ahnungen, Träumen, Erinnerungsbruchstücken zurück.

Anders verhält es sich bei vorsprachlichen Traumata. Es kann sich dabei auch um Gewalt- und Verlusttraumata handeln. Oder aber auch um Bindungs-, Entwicklungs- und Existenztraumata (Letzteres heißt: Mein Leben wird bedroht.). Sie sind entstanden, als das episodische Gedächtnis seine Arbeit noch nicht aufgenommen hat. Vom Zeitpunkt ist es ungefähr der Zeitraum zwischen der Empfängnis und 1,5-2 Jahren. Da gibt es keine bewussten Erinnerungen. Manchmal konstituiert man sich Erinnerungen aus Erzählungen von anderen. Diese Erzählungen und Geschichten sind äußerst hartnäckig, auch wenn sie häufig der inneren Erlebnis-Wahrheit widersprechen, und werden zum Stabilisieren des eigenen Selbstbildes genutzt. Woran erkenne ich ein vorsprachliches Trauma? Die Klienten berichten von einer starken Körperempfindung (z. B. Übelkeit, Knoten im Magen, Schweregefühl, Kopfschmerzen, Druck im Rücken usw.), die im Laufe der Sitzung einsetzt. Zu dieser Körperempfindung gibt es keine Worte, keine Erinnerungen; sie scheint einfach da zu sein. Die meisten Klienten können diese Körperempfindung einigen Situationen zuordnen, wenn ich frage, ob sie diese Körperempfindung kennen. Z. B. bei hohem Stress, bei einem Streit, bei einem Wettkampf, bei einem Referat, beim Fahrstuhlfahren usw. Wenn die Empfindung erst einmal im Raum ist, ist es ein großer Fortschritt, denn sie ist an der Oberfläche. An dieser Stelle erläutere ich meine Vermutung eines vorsprachlichen Traumas und frage den Klienten, ob er mit der Bearbeitung fortfahren möchte. Bislang haben alle Ja gesagt, da sie ja deswegen in den freiRaum gekommen sind. Ein Nein ist aber auch eine genauso legitime Antwort, falls man sich in dem Moment nicht bereit dafür fühlt. Sie entscheiden.

Was passiert, wenn der Klient der Traumaannäherung und ggf. -verarbeitung zustimmt?

Bei einem Ja geht es also darum in den Kern der Körperempfindung vorzudringen. In der Körperempfindung ist eine vorsprachliche Erfahrung abgespeichert. Durch Worte und durch Vernunft lässt sie sich nicht adressieren. Wie dann? Die eine Möglichkeit ist körperpsychotherapeutisch. Die andere, mit der ich am meisten arbeite, kombiniert die Körperpsychotherapie mit Aufstellungsarbeit. Ich gehe davon aus, dass das vorsprachliche Trauma aus mehreren Elementen besteht. Durch eine Aufstellungsarbeit lässt es sich so weiter zerlegen, wodurch mehr Klarheit herrscht und nicht alle Anteile auf einmal (erschwerend) wirken. Wie auch bei bewussten Verlust- und Gewalttraumata geht es darum, das Trauma Vergangenheit werden zu lassen. Die Körperempfindung ist ja deswegen da, weil der Körper davon ausgeht, dass die Erfahrung noch nicht abgeschlossen wurde. Er mobilisiert immer wieder Energie, um sie abzuschließen, scheitert aber. Ein Beispiel: Neulich spielte ich ein Tennisturnier. Nach dem Match kam ich mit der Gegnerin ins Gespräch. Sie erzählte mir, dass sie jedes Mal bei einem Turnier 1000 Tode stirbt. Ihr Körper mobilisiert unglaublich viel Energie. Hat sie gewonnen, beruhigt sich das Ganze, löst sich aber nicht. Auch hier gibt es keine Worte und keine bewussten Erinnerungen (außer des üblichen Selbst-Beschimpfens, man wäre schlecht und würde es nicht auf die Reihe kriegen – was übrigens auch einige Querverweise auf den Inhalt des Traumas haben kann), so dass sie mit ihrer Sterbenswahrnehmung immer wieder konfrontiert wird, ohne sie erlösen zu können. Hört sie mit dem Turnierleben auf, verspürt sie wahrscheinlich einen Drang, sich dann irgendwann doch noch für ein Turnier anzumelden. Eine Never-ending-Story. Schwarze Rose. Urwunde als Urkraft

Zurück zur Sitzung. Die meisten vorsprachlichen Traumata kommen aus der Zeit, in der man sehr eng mit der Mutter verbunden war, z. B. durch die Schwangerschaft. Es lohnt sich, die entsprechenden Anteile repräsentieren zu lassen, den der Mutter (Von damals, wie sie sich ins Körpergedächtnis eingeprägt hat. Es geht nicht um sie als Person.) und von sich selbst. Es werden erfahrungsgemäß einige unbequeme Wahrheiten ausgesprochen, die schwer anzunehmen sind, da sie dem bewussten Selbstbild stark widersprechen. Dadurch kann aber auch sortiert werden, was wirklich Eigenes und was Fremdes ist. Außerdem wird die Erfahrung abgeschlossen, es wirkt nicht mehr als Trauma im Hier und Jetzt, sondern gehört der Vergangenheit an. Der Eisberg schmilzt und gibt seinen Kern frei - pure Energie. Ist es vollbracht, kann der Klient in Selbstempathie die eigene Geschichte betrachten und im Hier und Jetzt zu sich selbst zurückkehren. Der kindliche Anteil aus dem Trauma wird möglichst integriert, das Fremde wurde zuvor entlassen. Die Selbstverbindung wird stärker.

Es klingt möglicherweise ziemlich verrückt, wenn man es selbst noch nie erlebt hat. Die Arbeit erfordert viel Intuition, Erfahrungswerte und Fingerspitzengefühl ohne Samthandschuhe.

Woher weiß ich, ob ich selbst von Traumata betroffen bin?

Woher weiß man, da man selbst betroffen ist? Es gibt einige Hinweise. Z. B. unerklärbare Schamgefühle, das Gefühl unwillkommen, ungeliebt zu sein oder Erstarrungserlebnisse. Es kann tagtäglich vorhanden sein oder nur in bestimmten Situationen oder mit bestimmten Menschen auftreten. Beim Lesen dieses Textes ist einem vielleicht mulmig oder komisch geworden – das könnte auch ein Hinweis sein. Oder aber hat sich beim Lesen dieses Textes der Kopf / die Abwehr eingeschaltet: Alles Quatsch! Esoterik. Das kann alles nicht wahr sein! So ein Blödsinn! Die starke Abwehr und die Nicht-Offenheit für die Inhalte schützt. Wenn es so ist, dann muss es so sein. Viele Klienten beschreiben auch, dass sie etwas wahrnehmen können, wozu sie keinen direkten Zugang haben. Einen Punkt X. Dieser Punkt X kann auch ein Hinweis auf ein vorsprachliches Trauma sein und ihm widme ich mich in einem separaten Artikel.

Mehr Infos zum Thema "Traumata"

Weitere Informationen zum Thema Traumata (u. a. zur Traumatherapie im freiRaum und wie aus dem Ur-Trauma eine Ur-Kraft oder eine Ur-Gabe entwickelt werden kann) bekommen Sie im Artikel "freiRaum für Trauma-Betroffene".

 

Fragen zum Nachforschen und Ergründen

  • Hand aufs Herz: Habe ich ein Trauma / Traumata erlitten? Bin ich traumatisiert (worden)? Was sagt mir mein Bauchgefühl? Um welche Arten von Traumata handelt es sich? Habe ich Gewalt erlebt? Habe ich ein Bindungstrauma (Entwicklungstrauma), also unzuverlässige, missbräuchliche oder chaotische Bindungen, erlebt? Oder hatte ich sogar Nahtoderlebnisse? War meine Existenz, z. B. im Rahmen einer Operation, bei einem Unfall oder bei meiner Geburt, bedroht?
  • Habe ich eine Diagnose erhalten? Identifiziere ich mich damit?
  • Habe ich bestimmte Symptome, die auf Traumata hinweisen könnten? Flashbacks? Kalte Hände? Migräneattacken? Nackenverspannungen? Panikattacken? Probleme mit Nein-sagen? Manchmal den Wunsch zu fliehen? Anfälle von Rage? Anfälle von Erstarren? Heulattacken? Greife ich andere an? Oder ist in meinem Leben an sich alles in Ordnung und trotzdem habe ich dieses Gefühl, dass da etwas ist? Dass etwas Wichtiges nicht stimmt?
  • Kann ich mir vorstellen, die Opferrolle / die Rolle des Traumatisierten zu verlassen und Verantwortung für meine Heilung zu übernehmen? Wenn ja, wer oder was könnte mir dabei helfen?
  • Habe ich Angst, dass in der Therapie noch mehr Dinge ans Licht befördert werden, für die ich vielleicht noch nicht bereit bin? Welche Gefühle bereitet mir das? Habe ich Angst davor, dass die Therapie mein Leben und meine Beziehungen auf den Kopf stellen könnte? Nehme ich dafür lieber die Opferrolle / die Rolle des Traumatisierten in Kauf? Oder vertraue ich lieber auf eine Symptombehandlung? Also, eine Behandlung, die die Symptome zum Verschwinden bringt, aber nicht an die Ursache geht?
  • Wie ist mein Verhältnis zu mir selbst? Kann ich, zumindest ein bisschen oder in bestimmten Situationen, z. B. in der Natur, die Verbindung zu meinem inneren Kern spüren? Oder bin ich ganz und gar heimatlos und verlassen? Oder verliere ich mich in Aktionismus, so dass ich die ganze Zeit gut beschäftigt bin und nicht zur Ruhe komme?
  • Wo liegen meine Belastungsgrenzen? Kenne ich sie? Kann ich guten Gewissens Nein sagen? Weiß ich überhaupt, wer und was mir gut tut und wer und was nicht? Oder ist es an der Zeit, mich damit zu beschäftigen und für klare Verhältnisse zu sorgen?
  • Kann ich mir vorstellen, dass meine Traumaerfahrungen mir ein besonderes Tor eröffnen? Ein Tor, das mir eine Weiterentwicklung meiner Fähigkeiten und Talente, der Feinheit meiner Wahrnehmung, das Leben meiner Berufung und eine Verbundenheit mit Natur und Universum bringen kann, sofern ich mich entschließe, dadurch zu gehen? Oder lehne ich dieses Angebot vehement ab, indem ich es z. B. als unwissenschaftlich, blödsinnig, esoterisch usw. bezeichne? Schaue ich lieber mit der Pathogenese-Brille (der der Krankheit) auf meine Traumata und will sie einfach nur vergessen?

 

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Bildnachweis: 
Bild 1 von Tumisu 
Bild 2 von Nicholas Demetriades