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Kontakt

 

Inhaltsverzeichnis

 

Wir sind unerfüllt

Das Kontaktbedürfnis ist wahrscheinlich das am schlechtesten erfüllte Bedürfnis des modernen Menschen. Wie viele Menschen greifen da zu Ersatz! Z. B. in Form von Essen, Shoppen oder sogar zu harten Drogen. Dabei kann das ursprüngliche Kontaktbedürfnis überschattet oder ganz unterdrückt oder gar abgespalten worden sein – so, dass man es nicht einmal mehr weiß, dass man es hatte. Wobei wir am besten zwischen zwei verschiedenen Kontaktfähigkeiten und -bedürfnissen unterscheiden sollen, die doch sehr unterschiedlich in ihrer Funktionsweise sind.

Kontaktfähigkeit 1: psychischer Kontakt

Jeder Mensch hat die Aufgabe auf dieser Welt, eine Ich-Struktur auszubilden. Es ist wichtig, dass wir von Ich zu Ich kommunizieren lernen. Dafür müssen wir klare Grenzen ausgebildet haben, denn gesunder psychischer Kontakt findet im Grenzbereich statt. Man stelle sich es sich einfach wie zwei Kreise vor, die sich an der Grenze berühren, einer Acht ähnlich. Jeder Kreis gehört zu einer Person. An der Grenze findet Austausch statt. Die Kreise sind flexibel und können größer oder kleiner werden, und zwar je nach dem, wie nahe die Beziehungsperson einem steht. Man lässt ja nicht alle Menschen gleich nah an sich ran, was auch sinnvoll ist. Trotzdem ist es sinnvoll, mit jedem Menschen in einen echten persönlichen Kontakt und Austausch zu gehen, sich gegenseitig an der Grenze zu "spüren".

Häufig haben wir es mit einer Vermischung der Grenzen zu tun, dann überschneiden sich die Autonomie-Bereiche der Personen, obwohl sie es nicht sollten. Manchmal gibt es auch eine Überdistanzierung. Dann sind die Kreise zu weit weg voneinander, berühren sich an der Kontaktgrenze nicht. Die Kommunikation wirkt trocken und distanziert; man bedient sich der üblichen Floskeln, setzt die Höflichkeit als Abstandshalter ein. Beide Variationen sind zwei Seiten der selben Medaille. In beiden Fällen bleibt der Kontaktwunsch unerfüllt. An dieser Stelle ist zu empfehlen, alle Situationen aus seiner Vergangenheit zu bereinigen, in denen kein gesunder psychischer Kontakt stattgefunden hat. Jeder Nicht-Kontakt ist im Endeffekt nur eine Wiederholung dieser Erlebnisse. Außerdem sind alle Methoden zu empfehlen, die ungesunde Bindungen lösen. Sind ungesunde Bindungen gecuttet worden, stellen sich die Grenzen wieder her. Sind die Grenzen wiederhergestellt worden, ist gesunder psychischer Kontakt wieder möglich.

Kontaktfähigkeit 2: Einheitserlebnis und die Suche nach dem Paradies

Es gibt noch ein anderes Kontaktbedürfnis, das wir Menschen haben. Es ist spiritueller Natur. Wir wollen Kontakt als Gipfelerlebnis, als Einheit erleben. Dieser Kontakt ist auch ein Teil unserer Natur und findet z. B. zwischen Baby und Mutter statt, in der Natur, in einer sehr flowigen Erfahrung mit einem Menschen usw usf. Sex ist auch ein gutes Beispiel. Das ist einer der Gründe, warum Menschen immer wieder sich nach Sex sehnen, um also in einem kurzen Moment, diese Einheit, der wir alle entstammen, zu erwischen. Ja, die Einheit ist unser Ursprung, dabei leben wir in einer dualen Welt. Die Dualität ist die Grunderfahrung des Menschen. Gleichzeitig streben wir nach dem Ursprung, also nach der Einheit zurück, mühen uns ab, die Dualität zu überwinden... und häufig scheitern wir dabei, verstricken uns nur noch umso mehr, indem wir z. B. das Einheitserleben mit einem ungesunden psychischen Kontakt verwechseln, in dem die Grenzen auch aufgehoben sind. Dann wird vielleicht zu Alkohol oder Drogen gegriffen. Sie versprechen uns, uns auf diese Ebene zu bringen, was scheinbar geschieht. Anschließend ist der Fall tief. Zumal diese Form von Einheitserlebnis einen Rückschritt in der Entwicklung bedeutet und keinen Fortschritt. Man fällt ins Kleinkindliche zurück, man erreicht das alte Paradies, wird aber gleich wieder dort verbannt. Die Wahrheit ist: Man wird nicht zurück ins Paradies kommen, wenn man die Höllenlektionen nicht abgeschlossen hat. Der einzige Weg in eine erwachsene nach-paradiesische Form von Einheitskontakt führt über das Auflösen der Blockaden. Und ja, es gibt Psychologen, die behaupten, dass erwachsene Menschen diese Art von Kontaktbedürfnis erst gar nicht haben dürften, dass ihr diesbezüglicher Wunsch ein Teil ihres Traumas darstellt. Wäre das Trauma gelöst, hätten sie dieses Einheits-Kontaktbedürfnis nicht mehr! Die Wahrheit ist, wenn man durch ein Trauma komplett hindurchgeht, wie durch ein energetisches Tor, landet man automatisch in der Einheit, z. B. der Einheitserfahrung der universellen Liebe.

Blockaden auf dem Weg zum Einheitskontakt

Blockaden können unterschiedlicher Natur sein. Sie können im emotionalen Schmerzkörper gespeichert sein oder sich auf der mentalen Ebene befinden. Z. B. kann ein Mensch denken, dass es nicht erstrebenswert ist, seine Grenzen aufzugeben. Er setzt es mit einem Integritätsverlust gleich. Das heißt, er hat schon so einen Integritätsverlust erlitten, sich aber von seinem Schmerz abgespalten und die Erfahrung abstrahiert. Das heißt, er müsste sein Denken korrigieren. Die Aufgabe von Grenzen, von der wir hier sprechen, geschieht auf einer bewussten Ebene und bezieht das Ego nicht ein. Man will von Selbst zu Selbst in Kontakt treten im Unterschied zum Kontakt von Ich zu Ich auf der psychischen Ebene. Ist die Verwechslung behandelt, muss ggf. der alte Schmerz des Integritätsverlustes, der durch die Verletzung des Ichs entstand, geheilt werden. Das Selbst ist nämlich unverletzbar. Auf der Ebene ist alles immer heil. 

Die emotionale Blockade verhindert hingegen die Wahrnehmung des Einheitskontakts, obwohl er da ist. Das ist eine häufige Fehlwahrnehmung, die viele Themen betrifft, z. B. die Liebe. Viele Menschen, die unter einem Mangel an Liebe leiden, sind felsenfest davon überzeugt, dass die Liebe nicht da ist. Dabei ist sie in jeder Körperzelle und in jeder Luftzelle um uns herum. Nur haben diese Menschen unbewusst beschlossen, die Liebe nicht wahrzunehmen. Würden sie es tun, würde der alte Liebesschmerz hochkommen. Und das wäre möglicherweise unerträglich. Mit der emotionalen Blockade des Einheitskontakts verhält es sich genauso. Er ist bereits da, aber man hat sich unbewusst dazu entschieden, ihn nicht zu spüren. Nun, wenn diese Entscheidung bewusst gemacht worden ist, kann sie verändert werden. Man kann dann also beschließen, langsam den Einheitskontakt wieder zu spüren. Am besten man übt mit einem sehr vertrauten Partner oder mit einem Therapeuten.

Einheitskontakt erleben

Probieren Sie es mit dem Partner Ihres Vertrauens oder mit einem Therapeuten / Coach an, der Entsprechendes anbietet, aus. Lassen Sie Ihre Hand anfassen. Spüren Sie, wie Ihre (energetischen) Hände miteinander verschmelzen. Wie fühlt sich das an? Können Sie es überhaupt zulassen? Kommt da alter Schmerz hoch? Beobachten Sie den Prozess, lassen Sie das geschehen, was geschieht. Bitten Sie Ihren Partner nach Bedarf, den Kontakt intensiver oder weniger intensiv auszuüben. Am Anfang reicht vielleicht auch nur Augenkontakt auf Distanz oder das Anfassen einer Fingerkuppe. Tasten Sie sich da langsam heran und verarbeiten und heilen Sie alles, was während Ihrer Um-Entscheidung passiert. Voilà! 

 

Fragen zum Nachforschen und Ergründen

  • Wie steht es um meine Kontaktfähigkeit? Wie sieht es mit der Kontaktfähigkeit Nummer 1 aus? Habe ich ein klares Gefühl für meine Grenzen und die von meinem Gegenüber? Wie sieht es mit der Kontaktfähigkeit Nummer 2 aus? Habe ich Angst, meine Grenzen aufzugeben und zu verschmelzen oder erlebe ich das in Kontakt mit anderen in Form eines Flows?

 

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